Nosework-Brainwork
Ein Workshop mit Martina Scholz (Deutschland) 11.-15.10.2006

 

Jede Art von Schnüffelarbeit macht mir ja bekanntlich riesigen Spaß – vor allem die Fährtensuche. Und dann noch ganz besonders, wenn ich lustige und kreative Fährten von Evi oder Elisabeth, meinen beiden Lieblings-Fährtenlegerinnen, suchen darf. Elisabeth war ja von Michi hervorragend eingeschult worden und Evi schien ein Naturtalent zu sein (leider waren die beiden aber nicht hier).

Auf diesem Workshop war ich zunächst etwas verwirrt. Hier war alles etwas anders. Ich hatte fast das Gefühl, dass mir hier vorsätzlich viele „Fallen“ gestellt wurden. Die Abgänge lagen immer direkt am Wegrand – das war ganz schön schwierig, dort zwischen den vielen Fußspuren zu erraten, welche Fährte man nun tatsächlich verfolgen sollte. Außerdem kamen Schlag auf Schlag immer nach kürzester Zeit schon irgendwelche Winkel, sehr seltsam. Normalerweise instruiert Michi meine Fährtenlegerinnen immer, damit so etwas nicht passiert und ich eine faire Chance habe, mich auf den Geraden mal ordentlich zu orientieren, wo’s lang geht. Nebenbei bemerkt waren die Fährten hier auch immer seeeehr kurz. Na, eigentlich ist es ja cool, wenn man fast nichts leisten muss und dann ganz rasch seine Belohnung dafür bekommt. Aber irgendwie war ich damit dennoch nicht ganz zufrieden. Der Sinn der Fährtenarbeit war für mich ja nicht ausschließlich die Fressorgie am Ende der Fährte, sondern der, dass ich das schwierige Rätsel – nämlich die Spur des Fährtenlegers zu finden und zu verfolgen – lösen wollte. So kurze Fährten hatten irgendwie keinen wirklichen Fun-Faktor für mich! Ich bemerkte auch sofort, dass Michi verwirrt und traurig-trotzig war – und dann machte es mir schon gar keinen Spaß mehr. Daher versuchte ich sie zwischendurch in den langen Pausen ein bisschen aufzuheitern, indem ich sie frech und fast schon ein bisschen rabiat zum Spielen aufforderte. Die zweite Fährte, die ich hier ausarbeiten sollte, lief besonders unglücklich. Man hatte mir hier – zusätzlich zu den bereits erwähnten Eigenheiten – noch einen Winkel direkt an einem kleinen Wegerl gelegt! Bin ich ein Weltmeisterhund??? Aber nach dieser misslungenen Fährte änderte sich alles! Michi nahm die Zügel in die Hand und legte meine Fährten wieder ausschließlich selbst. Ab da war mir dann alles klar – der Ansatz war eindeutig und ohne verwirrend aufgescharrten Boden und die Fährten waren etwas länger – wenn auch nicht wirklich sehr anspruchsvoll, da wir nur ein winziges Fährtengelände zur Verfügung hatten. Und vor allem waren die Fährten wieder etwas „älter“ und nicht mehr ganz frisch (dieser starke Geruch von „Spontanfährten“ war nichts mehr für mich – schließlich konnte ich mich ja schon auf mehr als 2 Stunden alten Fährten erfolgreich orientieren). Außerdem waren auch wieder Gegenstände für mich ausgelegt, die ich dann brav verweisen konnte – natürlich für entsprechende Würstel-Belohnung! Ich merkte, dass Michi’s Anspannung deutlich nachließ und arbeitete wieder brav, verlässlich und vor allem freudig!

 

Die zweite Disziplin – neben der Fährtenarbeit – war Geruchsunterscheidung. Die anderen Hunde bekamen immer irgendwelche seltsamen Gläser unter die Nase gehalten und sollten sich offenbar davor hinsetzen. Ich habe bis zum Schluss nicht wirklich herausgefunden, was der Sinn dieser Übung sein sollte und ich glaube, meine hündischen Kollegen wussten auch nicht so recht, worum es hier tatsächlich ging. Ich hörte irgendwas von „Erdnussöl“ und „Allergie“ – konnte den Rest aber nicht entschlüsseln! Ich durfte als einziger Hund weiter „Fremdidentifizieren“ üben. Bei dieser Übung geht es darum, dass ich zunächst an einem der fremden Menschen schnüffeln durfte und dann losgeschickt wurde, um ein Tuch, das nach genau diesem Menschen roch, aus anderen Tüchern, die nach anderen Menschen rochen, herauszufinden und zu apportieren. Trotz meiner Aufregung und Hektik – wir mussten häufig mit dem Auto weit herumfahren und kamen ständig auf neue Hundeplätze – gelang mir das Fremdidentifizieren immer besser. Michi freute sich offensichtlich auch, dass wir hier so viele verschiedene „Opfer“ für diese Übung hatten. Daheim mussten ja immer wieder die gleichen Freunde dafür herhalten.

 

 

 

 

 

 

 

Zusätzlich zu diesen beiden Disziplinen, die ich als Fährtenprofi ja schon kannte, begannen wir auf diesem Workshop noch mit der Flächensuche. Am ersten Tag sollte ich mein Pieksi finden – und zwar auf einer lächerlich kleinen Fläche von 100m2! Das war ja wohl ein Witz! Daheim spielten wir ja auch immer Pieksi-verstecken. Aber da wurde mein Pieksi hinter verschlossenen Türen und in Laden und Kästen versteckt und nicht bloß auf einer ebenen Fläche. Es dauerte kaum einige Sekunden und ich fand mein Pieksi auf der Wiese wieder – langweilig. Aber Michi meinte, das wäre ausbaufähig. Schließlich hatte sie im Sommer mal ihren Schlüssel in Mistelbach auf dem Hundeplatz verloren und mich auf die Suche geschickt. Damals wusste ich nicht so recht, was ich eigentlich finden sollte. Ich entdeckte den Schlüssel und verzögerte meine Bewegung kurz, weil er nach Michi roch. Das hatte Michi registriert und ihren Schlüssel so wieder gefunden. Nun wollte sie das offensichtlich perfektionieren und statt meines Pieksi’s wurden von nun an einfach irgendwelche Gegenstände von Michi auf der Geruchsstrasse deponiert. Die sollte ich erschnüffeln und verweisen, indem ich mich einfach davor hinlegte. Seither haben wir schon fleißig weitergeübt und mittlerweile kann ich schon ohne Geruchsstrasse Schlüssel, Handys, Leinen, Handschuhe und Stirnbänder finden und verweisen! Also, was auch immer nun verloren geht – ich, Petzi Meisterschnüffler finde es und zeige es perfekt an. Natürlich nur gegen Bezahlung mit leckeren „Kalorien“! Schließlich gab es dafür sogar ein Gesetz: Gute Arbeit musste korrekt entlohnt werden!!!

 

 

                                




Ansonsten war diese Woche einfach wunderschön. In den langen Mittagspausen erkundeten Michi und ich die Gegend. Das Wetter war perfekt. Ganze Woche strahlender Sonnenschein. Das gab uns auch reichlich Gelegenheit, in der Mittagspause zu spielen oder auf den vielen Wiesen in der Gegend zu picknicken. Meistens durfte ich dort ausreichend rasten und bekam irgendwas zum Kauen. Was gibt es schöneres, als in der Oktobersonne rumzuhängen und Ochsenziemer zu knatschen. Toller Urlaub!

 

Ach ja - beinahe hätte ich das vergessen! Wir wollten uns noch bei den netten Gastgebern bedanken, die uns auf ihren Hundeplätzen so herzlich willkommen geheißen haben. Das waren einerseits Hanni und Herbert und andererseits Sabine, die auch diese wunderschönen Fotos von uns gemacht hat. Also - vielen herzlichen Dank! Es war toll bei euch!


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