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Nasenarbeit
– was ist das?
Dennoch kann und soll man Nasenarbeit
auch als Freizeitbeschäftigung für seine vierbeinigen Freunde nützen. Hierbei
sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, was die Art der Nasenarbeit betrifft
(Fährtenarbeit; Geruchsidentifikation – Anzeigen des Geruches des Hundeführers
oder eines anderen definierten Geruches; Suche nach „verlorenen“ Gegenständen,
wie die Freiverlorensuche oder das Rückwärtsfährten). Alle Sinnesorgane bestehen zunächst aus Rezeptoren, die auf bestimmten Zellen exprimiert werden, also den Riechzellen in der Nasenschleimhaut, den Stäbchen und Zäpfchen in der Netzhaut, den Haarzellen in der Schnecke des Ohres, den Geschmackszellen im Mund und den Tastzellen. Die Verbindung ins Gehirn entsteht über Nervenbahnen, wie z.B. den Riechnerv, den Sehnerv, .... Die Verarbeitung der Sinneswahrnehmung im Gehirn erfolgt im jeweiligen Sinneszentrum, also dem Riechzentrum, Sehzentrum, Hörzentrum, ....
Das Riechzentrum des Hundes, das
anatomisch deutlich größer ist, als das des Menschen, liegt rostal (in Richtung
Schnauze) im Schädel. Da es entwicklungsgeschichtlich sehr alt ist, verfügt es
über eine direkte Verbindung zum limbischen System („Schaltzentrale“ für
Gerüche). Daher sind Gerüche beim Hund ganz besonders intensiv mit Emotionen
verknüpft (wie z.T. auch bei uns Menschen – denken wir mal an Weihnachtskekse,
Zahnarzt, ...).
Bereits ein mittelgroßer Hund besitzt
ein ca. 15x so großes Riechfeld wie der Mensch und verfügt über etwa 220
Millionen Riechzellen, während der Mensch mit nur 5 Millionen praktisch
„geruchsblind“ ist. Für den Hund ist daher die Wahrnehmung von Geruchsstoffen in
geringsten Konzentrationen möglich (dt. Schäferhund: 1:10 Millionen, d.h. 1
Tropfen Schwefelsäure in 500l!).
Der sequentielle Einsatz der Sinne
beim Hund lässt sich gut am Beispiel der Nahrungsbeschaffung veranschaulichen:
Die Beschaffung von Nahrung muss in der Natur möglichst effektiv sein, es soll
also mit möglichst minimalem Energieaufwand die maximale Nährstoffausbeute
erzielt werden. Die Suche nach Nahrungsquellen erfolgt daher meist nach der
Priorität der Sinne, also zunächst mit den Augen, danach mit den Ohren und erst
als letzte Möglichkeit mit der Nase (Jagdverhalten)
– und das, obwohl der Hund eigentlich ein Nasentier ist. Der Grund dafür ist,
dass der Einsatz der Nase äußerst energieaufwändig ist (ein Hund der 1km lang
mit der Nase sucht, steigert dabei seine Körpertemperatur um 1°C!). Diese
Priorität der Sinne muss man im Training immer
bedenken und das Training so auslegen, dass der Hund die Nase
tatsächlich benützen muss! D.h. im Klartext, wenn der Hund lernen soll, die
gestellte Aufgabe mit der Nase zu lösen, darf er sie mit Augen und Ohren nicht
lösen können. Man sollte daher nach Möglichkeit optische Markierungen vermeiden
und versteckte Personen dürfen weder zu sehen noch zu hören sein. Beim
Identifizieren muss man auch darauf achten, dass man den „richtigen“ Gegenstand
selbst nicht ansieht, denn auch das kann der Hund sehr leicht durchschauen!
Verhalten entsteht infolge äußerer
Reize und innerer Bereitschaft! Das Endziel ist die Homöostase des Körpers. Der
Hund tut etwas auf Grund von innerer Bereitschaft oder auch Motivation. Man
unterscheidet grundsätzlich zwischen der Primärmotivation, die sich aus der
Befriedigung von Grundbedürfnissen ergibt, und der Sekundärmotivation, die sich
aus den Lebensumständen entwickelt. In vielen Bereichen der Nasenarbeit ist der
Hund primär motiviert. Bei der Sekundärmotivation muss man generell darauf
achten, dass die Belohnung dem Aufwand entspricht. Beim Fährten, das sehr
energieaufwändig ist, muss daher die Belohnung GUT und REICHLICH sein. Natürlich
kann niemand anderer als der Hund selbst uns vermitteln, was er für angemessen
hält und wofür er die Aufgabe bewältigen möchte. Generell sollte die Belohnung
aber etwas Spezielles sein.
Für jede Aufgabe muss das richtige
Motivationsniveau gefunden werden. Ist das Motivationsniveau zu nieder, verliert
der Hund das Interesse oder – noch schlimmer – wird frustriert, weil die Aufgabe
zu schwer ist. Ist das Motivationsniveau zu hoch, erschwert man dem Hund das
Lernen. Der Hund konzentriert sich dann zu sehr auf das Motivationsobjekt,
wodurch er zu gestresst ist, um lernen zu können.
Lernen bewirkt eine dauerhafte
Verhaltensänderung in einer bestimmten Situation aufgrund individueller
Erfahrungen. Beim Lernen werden Informationen aus der Umwelt ins Gedächtnis
überführt und können dort wieder abgerufen werden, um in einer bestimmten
Situation mit verändertem Verhalten zu reagieren. Lernen dient der raschen
Anpassung des Organismus an veränderte Umweltbedingungen. Als Hundeführer muss
man jedenfalls beachten, dass Lernen IMMER stattfindet (und nicht nur dann, wenn
ich mir gerade vornehme, mit dem Hund zu üben). -) Klassische Konditionierung: In der klassischen Konditionierung erhält ein zunächst neutraler Reiz eine Bedeutung. Der Hund beginnt z.B. die klappernde Futterschüssel oder die Kühlschranktür mit Fressen zu assoziieren, das Anziehen der „Hundejacke“ als Signal, dass er Gassi gehen darf, das Geräusch eines „Klickers“ als Bestätigung für sein Verhalten, ... In der klassischen Konditionierung entsteht also eine „wenn ..., dann...“ Verknüpfung. -) Operante Konditionierung bedeutet „Lernen am Erfolg“, d.h. die Konsequenzen, die ein Verhalten hat, beeinflussen das zukünftige Auftreten dieses Verhaltens. Ein, den Meisten bekanntes Beispiel dafür wäre das Betteln bei Tisch – hier scheitert der Erfolg, dem Hund dieses Benehmen abzugewöhnen entweder an der Konsequenz oder am Ehepartner..... In allen höheren Tieren ist die operante Konditionierung die wichtigste Art des Lernens (auch der Mensch entscheidet sich eher dazu, durch Erfolg und Irrtum zu lernen, also z.B. einfach am Videorekorder auszuprobieren, wie er funktioniert, statt das Handbuch zu lesen). Gemeinsam mit der klassischen Konditionierung ist die operante Konditionierung die im Hundetraining am häufigsten eingesetzte Methode. Auch das Shaping, also die schrittweise Annäherung an ein fertige Übung und das Chaining, also der Aufbau von Verhaltensketten basieren auf operanter Konditionierung. -) Lernen durch Nachahmung bedeutet, dass ein Verhalten ausschließlich durch Beobachtung eines anderen Lebewesens ausgeführt wird.
-) Sensibilisierung oder Gewöhnung
bedeutet, dass eine Reaktion sich verstärkt, wenn der Reiz eine für den Hund
angenehme oder unangenehme Konsequenz hat. Umgekehrt verliert der Reiz an
Bedeutung, wenn er keinerlei Konsequenzen hat. Zur
Desensibilisierung muss man auf einem derart geringen Niveau beginnen und
diesen Reiz dann extrem langsam steigern, sodass der Hund NIE in Angst oder
Panik verfällt. Angst sollte weder ignoriert noch positiv verstärkt werden – man
sollte dem Hund in Angstsituationen auf jeden Fall ermöglichen, Schutz bei
seinem Menschen zu suchen und zu finden.
Hunde lernen durch Verknüpfung, d.h.
Reize werden mit Konsequenzen assoziiert. Hier darf man niemals vergessen, dass
die kombinierten Reize aller 5 Sinne verknüpft werden. Dabei spielen einerseits
Sinneswahrnehmungen, andererseits aber auch Emotionen, wie Freude oder Angst
eine wichtige Rolle (Frauchen kommt heim; Tierarzt; ...). Hier ist wird auch
klar, dass Lernerfahrungen, die mit angenehmen Gefühlen verknüpft sind, häufiger
abgerufen werden, wohingegen solche, die mit unangenehmen Gefühlen gekoppelt
sind, eher verdrängt werden.
Während Sinneswahrnehmungen in der
Großhirnrinde verarbeitet werden, werden Gefühle vom limbischen System
gesteuert. Unter „Normalbedingungen“ liegt die Kontrolle bei der Großhirnrinde –
es werden bewusste Entscheidungen getroffen. Jedoch hemmen sich Großhirnrinde
und limbisches System gegenseitig, d.h. beim Auftreten starker Emotionen wird
der Verstand quasi ausgeschaltet und der Hund handelt instinktiv (Angst, Wut,
Freude, ...). In diesem Zustand ist Lernen NICHT mehr möglich. Auch ein
gesteigerter Stresspegel setzt den Verstand aus und lässt Emotionen freien Lauf.
Im Gegensatz dazu fördern kognitive Aufgaben das Lernvermögen.
Um effizient lernen zu können, müssen
die Grundbedürfnisse des Hundes erfüllt sein und der Hund muss sich sicher
fühlen. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse wirkt belohnend. Lernen wird erschwert
durch große Ablenkung, durch Frustration und auch bei sich anbahnenden
Konflikten. Ein Lebewesen kann kaum lernen, wenn es unter starkem Stress steht,
wenn es Angst hat bzw. aggressiv reagiert und wenn es unter Schmerzen leidet.
Da Stress und Emotionen effektives
Lernen erschweren, müssen Stress, Angst, Frustration und Ablenkung vermieden
werden. Man sollte auf ein entspanntes Umfeld achten, die Stressbelastung
möglichst niedrig und das Motivationsniveau in einem vernünftigen Bereich
halten. Das Training sollte so geplant und organisiert werden, dass der Hund
nach Möglichkeit zum Erfolg kommt. Negative Erlebnisse sollten sowohl im Alltag,
als auch im Training vermieden werden. Eine positive Grundstimmung erleichtert
das Training und ermöglicht es dem Hund, Stress und Belastung besser zu
verkraften. Jedes Training muss auf das Team, also auf Hund und Hundeführer
abgestimmt sein. Und nie
vergessen: „You never get a second chance for the first impression.“
Alles, was sich auf dem Boden bewegt,
hinterlässt eine Fährte (Mensch, Tier, Auto, ...). Diese „Spur“ soll der Hund
mit tiefer Nase und in einem Tempo, das für seinen Hundeführer nicht zu schnell
ist, ausarbeiten. -) Bodenverletzung: Vegetation und Kleinlebewesen werden verletzt (Anm.: Als Biotechnologin lege ich darauf wert, hier mal anzumerken, dass es extrem schwer bzw. fast unmöglich ist, MIKROORGANISMEN (Viren, Bakterien, Hefen, ...) zu verletzen, denn das kommt mir in der Fährtenliteratur immer wieder mal unter. Durch ihre mikroskopisch kleine und relativ sphärische „Bauart“ sind Mikroorganismen extrem stabil!!!), der Boden wird komprimiert und durch Fäulnisprozesse und Gärung entstehen gasförmige Geruchsstoffe. Je nach Umweltbedingungen ist dieser Geruch nach 20-30 Minuten maximal und hält bis zu 1,5h an. Hierbei handelt es sich um eine sehr intensive Geruchskomponente, an der sich viele Hunde (zunächst) orientieren – speziell am Beginn der Fährtenarbeit. -) Art der Fährte: Es gibt menschliche und tierische Fährten, Fährten von Fahrzeugen, Schweißfährten, ...
-) Individualgeruch:
Gibt dem Hund Auskunft darüber, WER dort war. -) Alter der Fährte: Der Fährtengeruch verändert sich über die Zeit. (Anm.: Besonders wichtig ist es, zu wissen, dass in bestimmten Zeitspannen der Fährtengeruch sehr schwer zu detektieren ist. Glen Johnson bietet uns in seinem Buch „Tracking Dog“ eine Formel zur Berechnung des „Geruchsloches – HUMP“ an, die aus meiner Erfahrung sehr gut funktioniert. Suzanne Clothier und John Rice haben einen einfacheren Lösungsvorschlag, nämlich, dass man die Liegezeit der Fährte zunächst bis zu 45 Minuten langsam steigert, dann mit Fährten zwischen 1,5 und 2 Stunden Alter weitertrainiert und erst danach den Hund der schwierigsten Phase zwischen 45 Minuten und 1½h aussetzt). -) Wetterbedingungen: Wind verweht die Geruchsglocke, mit steigender Temperatur und Trockenheit altert die Fährte rascher.
-) Bodenbeschaffenheit:
Weicher Untergrund, wie Erde, Wiese und Waldboden eignet sich sehr gut und
stellt für den Hund üblicherweise keine besondere Schwierigkeit dar. Etwas
schwieriger ist Sand aufgrund geringeren Vorkommens von Mikroorganismen. Harte
Oberflächen, wie Feldwege und Kies fordern den Hund schon deutlich, was sich bei
Asphalt und Beton noch steigert. Wasser ist besonders schwierig. (Anm.: Müssen
kurze Strecken in schwierigstem Gelände überbrückt werden (Bach, Weg, ...)
lernen die Hunde meist, das Hindernis zu überqueren und danach am anderen „Rand“
erneut die Fährte aufzunehmen. Hier sollte man den Hund durchaus auch darauf
vorbereiten, dass der Fährtenleger das Hindernis nicht notwendigerweise gerade,
bzw. genau in Richtung des Schenkels überqueren muss!). -) für den Hundeführer: Wetterfeste Kleidung und Schuhe und eine Jacke oder Weste mit möglichst vielen Taschen.
-) für den Hund:
Brustgeschirr -) Belohnung: Die Belohnung muss der Anstrengung des Hundes adäquat sein. Außerdem sollte man nie vergessen, auch eine „Reserve“ mitzunehmen, falls man sich im Schwierigkeitsgrad der Umweltbedingungen geirrt hat und die Fährte früher abbrechen möchte. In diesem Fall bricht man genau dann ab, wenn der Hund motiviert sucht und belohnt ihn. (Anm.: Ich behalte die Endbelohnung immer bei mir, lege aber dafür viele Gegenstände aus, an denen ich immer belohne und wo ich auch jederzeit abbrechen kann.) -) Material zur Markierung der Fährte: Fährtentafel (oder einfach irgendeinen Stock) zur Markierung des Abganges. Wer mit den umgebenden Landschaftsmerkmalen alleine nicht das Auslangen findet, kann den Verlauf der Fährte mit Straßenmalkreide, Krepppapier in unterschiedlichen Farben oder Plastikband markieren – aber Vorsicht: 1. Hunde lernen sehr rasch, sich an Markierungen zu orientieren und 2. wenn man die Markierungen so anbringt, dass der Hund sich danach nicht orientieren kann, besteht auch sehr leicht die Möglichkeit, dass man seine eigenen Markierungen dann selbst nicht mehr richtig deuten kann!!! (Anm.: Ich selbst markiere niemals, habe aber in meinem Fährtenkurs jenen Hundeführern, die Probleme hatten, sich den exakten Fährtenverlauf zu merken, geraten, sich „Landschaftsmerkmale“ zu basteln, die der Hund nicht sofort optisch als Markierung identifizieren kann, wie gebündeltes Heu, gebündelte Stöcke, Blüten von Zierpflanzen, die nicht im Fährtengelände wachsen, Bündel aus Schilf, .... - Vorsicht bei Wind!) -) Notizblock und Bleistift: Bleistifte schreiben bei (fast) jedem Wetter!
-) Fährtentagebuch:
Man sollte immer möglichst viele Detail über die Bodenverhältnisse, das Wetter,
die Tageszeit, das Verhalten des Hundes in den einzelnen Abschnitten der Fährte
und eine Skizze des Fährtenverlaufes notieren – das erleichtert es im Falle des
Falles, die Ursache für Probleme herauszufinden. Das große Endziel des Hundeführers sollte es sein, am Suchverhalten des Hundes zu erkennen, ob er exakt auf der Fährte ist, oder eben nicht. Dazu ist allerdings viel Erfahrung nötig, denn womöglich sucht der Hund zwar, ist aber auf der Spur eines Hasen und nicht auf jener des Fährtenlegers! Der Hundeführer muss also lernen, seinen Hund zu lesen! Der Hund muss lernen, was bei der Fährtenarbeit von ihm erwartet wird. Um diese beiden Ziele zu erreichen, muss man andere Erfolgserlebnisse (Annahme von Verleitungen, Stöbern) verhindern. Daher muss der Hundeführer immer ganz exakt wissen, wo die Fährte verläuft und das bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten. Auch wenn man den genauen Verlauf der Fährte kennt, muss man die Anforderungen an den Hund seinem Ausbildungsgrad anpassen. Das bedeutet z.B., dass man beim unerfahrenen Hund bei Wind zunächst auch eine Spiegelfährte zulässt, da man ihn sonst ja vom „richtigen“ Geruch wegkorrigiert.
Gefahren beim Markieren der Fährte:
Eine Lösung dieser Probleme wäre,
unbekannte Fremdfährten zu suchen. Der Hundeführer kennt die Fährte nicht und
muss sich 100%ig auf seinen Fährtenleger verlassen können. Der Fährtenleger geht
hinter dem Hundeführer mit und ist der Rettungsanker für den Notfall! (Anm.: Im
Zweifelsfall sollte man jedoch seinem Hund vertrauen. Wenn ich das Gefühl habe,
Petzi sucht korrekt, korrigiere ich ihn keinesfalls [selbst wenn der
Fährtenleger anderer Meinung ist] und bin bisher damit gut gefahren [trotzdem
großes Dankeschön an meine Fährtenleger für’s Fährte legen ;-) ]. Mein
persönlicher Rettungsanker ist, dass ich den Fährtenleger bitte, möglichst viele
Gegenstände auszulegen!!!) Jeder Hund kann fährten! Ziel ist es, dass der Hund lernt, der Ansatzfährte – also der ersten Fährte, die er durch unsere Anweisung in die Nase bekommt – zu folgen. Das muss nicht immer die frischeste Fährte sein. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Hund motiviert sein. Am Ende der Fährte muss er daher so etwas Tolles finden, dass er dafür bereit ist, auch Wildspuren „links“ liegen zu lassen. Trainingsprinzip: Ist der Hund auf der Fährte, belohnt man ihn durch’s Weitergehen. Verlässt er die Fährte, bleibt man stehen. Dabei muss der Fährtenleger die Priorität der Sinne beachten. Die Wind, Wetter und Bodenverhältnisse sollen zu Beginn nicht allzu schwer sein. Außerdem sollte man besonders am Anfang auf Ablenkungen (Wild, Wanderer, Hunde, ...) achten.
Die erste Fährte
legt man auf weichem Grund. Man tritt zunächst einen Abgang aus (nicht scharren
oder stampfen) und geht dann normal weiter, ohne zu große Schritte zu machen. Am
„Ende“ der Fährte legt man Futter oder einen Gegenstand (wenn der Hund die
Anzeige schon gelernt hat) aus und geht geradeaus weiter. Mit ausreichend großem
Abstand zur Fährte verlässt man das Gelände wieder. Futter in die Fußtritte legen: Man legt zunächst in jeden Fußtritt ein kleine Stückchen weiches Futter, wodurch der Hund lernt, den Geruch der Fährte mit dem Finden von Futter angenehm zu verknüpfen. Futter dient hier gleichzeitig als Motivation und Belohnung für richtiges Verhalten. Die Probleme dieser Methode sind: i) Hunde mit hoher Futtermotivation „übersehen“ leicht den Fährtengeruch. Wird das Futter später ausgedünnt, fangen sie an zu stöbern. ii) Manche Hunde überlaufen das Futter und kehren auf der Fährte um – in diesem Falle belohnt man unerwünschtes Verhalten! iii) Die Technik erfordert etwas Übung. Schleppfährte: Der Futtergeruch fördert die Motivation und der Hund WILL folgen. Ist der Fährtenleger außer Sicht, muss der Hund die Nase einsetzen, um das Futter zu finden (ideal geeignet ist also ein Gelände, wo der Fährteleger außer Sicht gehen kann!). Die Konzentration des Hundes richtet sich dadurch automatisch auf den Boden. Am Ende bekommt der Hund das, was geschleppt wurde. Die Probleme dieser Methode sind: i) Hunde mit hoher Futtermotivation werden häufig zu schnell. Hier würde man das Alter der Fährte möglichst rasch steigern. ii) Man benötigt ein Gelände, wo man außer Sicht gehen kann. iii) Am Anfang der Fährtenarbeit benötigt man hier eine Hilfsperson. iv) Die Technik erfordert etwas Übung.
Aufbau Schritt für Schritt:
Man legt zunächst eine Schleppfährte mit Sicht, wobei der Hundeführer den Hund
nur passiv halten darf – keinerlei Verbote.... Als nächstes legt man eine
Schleppfährte ohne Sicht oder eine angeschleppte Fährte. D.h. dass man ein Stück
des Weges schleppt und dann einfach weitergeht, ohne zu schleppen. Im „Double
Task“ kann man dann mal testen, ob der Hund bereits einen Abgang ohne Schleppe
annimmt. Dabei schleppt man einen Bogen und daneben legt man einen 2. Bogen ohne
Schleppe. Diese beiden Fährten arbeitet man dann gleich hintereinander aus.
Üblicherweise weiß der Hund nach 3-5 Schleppen, was er suchen muss. Mit
zunehmender Sicherheit des Hundes legt man schließlich Fährten ohne Schleppe,
deren Alter bzw. Länge sukzessive gesteigert wird. Arbeitet der Hund zu flott,
steigert man zuerst das Alter der Fährte, da sich der Hund dann besser
konzentrieren muss. Zunächst sollte man allzu große Schwierigkeiten vermeiden. Etwas später dienen sie jedoch als Herausforderung für den Hund und sollen gezielt eingebaut werden. Dazu zählen Wegkreuzungen (zunächst nicht im spitzen Winkel kreuzen), Verleitungen, Wildpfade, Bäche, schwierige Wind-, Wetter- und Bodenbedingungen (hohes Gras z.B. ist meist kein optisches Problem, sondern Problem der veränderten Geruchsverteilung und fördert nicht die tiefe Nase – ab und zu sollte es dennoch über kurze Strecken geübt werden). Um die Fährtenarbeit noch spannender zu machen, kann man auch Identity-Tracking machen, d.h. es werden 2 Fährten von verschiedenen Fährtenlegern gelegt und der Hund erhält vor dem Ansatz ein Geruchsmuster präsentiert, welche der beiden Fährten er verfolgen soll. Dabei gehen zunächst beide Fährtenleger gemeinsam vom gleichen Abgang weg und trennen sich erst nach einigen Metern auf. Später werden die Abgänge weiter auseinander gelegt und der Hund muss sich den „richtigen“ Abgang selbst suchen.
Ist der Hund generell übermotiviert,
achtet man auf reizarme Umgebung, steigert das Fährtenalter rasch oder legt ev.
Futter auf der Fährte aus. Man kann auch mit Mantrailing im Ortsbereich beginnen
und erst in die „Natur“ gehen, wenn das Fährten bereits unter der Kontrolle
eines Kommandos steht. Die Geruchsunterscheidung besteht aus dem Identifizieren und Anzeigen eines bestimmten Geruches. Das kann der Geruch des Hundeführers oder Fährtenlegers sein, aber auch ein bestimmter anderer Geruch, z.B. Allergene. Auch in dieser Disziplin muss man die Priorität der Sinne beachten, also z.B. optisch gleiche Gläser auswählen – die Aufgabe darf nur mit der Nase zu lösen sein. Außerdem müssen Geruchskontaminationen vermieden werden!!! -) Anzeige: Der Hund kann einen identifizierten Gegenstand entweder apportieren oder anzeigen. Mögliche Anzeigeformen sind Liegen, Sitzen, Stehen, Graben (Lawine), Bellen (Retten, Jagen), ein Bringsel ins Maul nehmen (Retten, Jagen). -) Bevor es losgeht muss man sich erst überlegen, was der Hund überhaupt anzeigen soll, also entweder einen bestimmten Geruch oder den Geruch des Hundeführers. Außerdem braucht man mehrer Gläser mit Deckel, Geruchsproben, Belohnung, (ev. Clicker – Anm.: Igitt, schon wieder....).
-) Trainingsprinzip:
Richtiges Verhalten wird belohnt (Clicker, Signalgeräusch, Signalwort), falsche
Verhalten wird ignoriert.
Zunächst verwendet man nur 1 Glas und
weckt das Interesse des Hundes für den Gegenstand mit dem „richtigen“ Geruch und
bestärkt es (Timing!!!). Das Interesse des Hundes soll dabei so weit gefördert
werden, dass der Hund den Gegenstand zielstrebig aufsucht. Im nächsten Schritt
bringt man dem Hund das gewünschte Anzeigeverhalten dazu bei. Das Anzeigen darf
keinesfalls negative Assoziationen hervorrufen. Man kann auch Anzeigeformen
nützen, die der Hund von sich aus anbietet. Wenn der Hund die Anzeige
beherrschte, kann man das 2. Glas einführen, das einen anderen – „falschen“ –
Geruch enthält. Der falsche Geruch wird zuerst so platziert, dass der Hund mit
großer Wahrscheinlichkeit den richtigen Geruch anzeigt. Anfangs kann man auch
„Hilfestellung“ bei der Anzeige geben. Dann wird die Position des richtigen und
des falschen Geruches variiert. Man generalisiert sukzessive auch auf
unterschiedliches Gelände. Außerdem kann man die Anzahl der Gläser erhöhen und
auch besonders interessante „falsche“ Gerüche einführen. Man kann dem Hund auch
ein eigenes Anzeigeverhalten (z.B. Vorsitz vor dem Hundeführer) antrainieren, um
uns mitzuteilen, dass ALLE Gerüche falsch sind. Die Aufgabe kann auch mal von
einer anderen Person gestellt werden. In jedem Fall sollte die Übung aber immer
mit einem Erfolgserlebnis beendet werden.
Hier lernt der Hund, in einer
angezeigten Richtung innerhalb eines bestimmten Bereiches (!) zu suchen. Die
Einhaltung des Bereiches ist hier ganz besonders wichtig, da Gegenstände
wesentlich weniger stark riechen und der Hund hier sehr intensiv und
konzentriert suchen muss, sonst überläuft er den Gegenstand. Daher muss man am
Beginn des Trainings unbedingt den Raum der Suche begrenzen. -) Trainingsprinzip: Der Aufbau der Freiverlorensuche erfolgt mittels Geruchsstrasse, d.h. man zeigt dem Hund den Gegenstand (oder das Futter), lässt ihn zurück und geht mäanderförmig von ihm weg, wobei man den Gegenstand (oder das Futter) irgendwo (Position innerhalb der Geruchstrasse immer variieren) fallen lässt. Im Prinzip kann man die Geruchsstrasse als besonders breite Fährte betrachten. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Schlangenlinien so nahe aneinander liegen, dass die Spur keine tatsächlich ausarbeitbare Fährte für den Hund wird. Die Geruchstrasse dient dazu, mit dem Hund am Beginn des Trainings innerhalb dieses Bereiches kontrolliert arbeiten zu können. -) Aufbau Schritt für Schritt: Zunächst darf der Hund beim „Verstecken“ des Gegenstandes innerhalb der Geruchstrasse zusehen. Ist die Motivation groß genug, wird der Hund während der Versteckaktion abgelenkt, bekommt aber noch mit, dass etwas ausgelegt wird. In diesem Stadium wird auch ein Kommando für diese Art der Suche eingeführt. Sobald der Hund das Kommando mit der korrekten Reaktion verknüpft hat, beginnt man mit der Suche ohne Sicht, der Hund erlebt also nicht mehr das Auslegen des Gegenstandes/Futters aktiv mit, sondern wird erst danach geholt und Suchen geschickt. Wenn das gut klappt, baut man sukzessive die Distanz bis zum gewünschten Schema aus – also z.B. von ursprünglich 10x10m auf eine Geruchstrasse von 10x50m. Die Positionierung des Gegenstandes/Futters soll natürlich immer variiert werden (die schwierigste Position für den Hund ist ganz nahe an der „Startlinie“!!!). Schließlich lässt man die Geruchstrasse weg (ein sukzessives Abbauen der Geruchstrasse ist aus oben genanntem Grund nicht möglich – Fährte!). Auch diese Übung muss auf unterschiedlichstes Gelände generalisiert werden. Außerdem sollte man auch immer wieder mal „leere“ Suchgänge einbauen, wobei auch hier ein Anzeigeverhalten für „Hier ist nichts“ trainiert werden sollte (z.B. Vorsitz vor dem Hundeführer). Besonders interessant sind dann auch „unbekannte“ Suchaufgaben oder die Suche nach „bestimmten“ (also definitiv benannten) Gegenständen, wobei andere Gegenstände ignoriert werden müssen. Hierbei handelt es sich um eine Kombination von Freiverlorensuche und Geruchsunterscheidung.
-) Korrekturmaßnahmen und
Hilfestellungen: Rückwärtsfährten eignet sich z.B. zur Suche nach verlorenen Gegenständen bei bzw. nach einem Spaziergang, wobei hier auch eine Mischung von Rückwärtsfährten und Stöbern hilfreich sein kann.
-) Aufbau Schritt für Schritt:
Zunächst wird ein beliebtes Spielzeug auf dem Weg ausgelegt, wobei der Hund
zusehen darf. Danach geht man ein Stück weiter und lässt den Hund den Weg zurück
„suchen“. Diese Übung wird ebenfalls mit einem Kommando verknüpft (Anm.: für
jede Art der Suche eignet sich ein anderes Kommando – bitte nicht für alles
„SUCH“ einsetzen – bereits am unterschiedlichen Kommando erkennt der Hund, was
von ihm erwartet wird (Richtig
assoziierte Kommandos). Nun beginnt man, die Distanz auszubauen, den
Gegenstand zu variieren (Anm.: man kann dem Hund auch beibringen, apportierbare
Gegenstände zu apportieren, andere Gegenstände anders anzuzeigen, z.B. durch
hinlegen...) und schließlich Ablenkungen und Schwierigkeiten einzubauen, wie
Wegkreuzungen, etc. Auch das Gelände sollte selbstverständlich variiert werden.
Nasenarbeit macht Spaß, insbesonders
den Hunden. Nasenarbeit ist eine Beschäftigung, bei der der Hund unter Kontrolle
des Menschen seine Instinkte ausleben kann. Richtig durchgeführte Nasenarbeit
fördert die Bindung zwischen Mensch und Hund, das Selbstvertrauen und die
Sicherheit des Hundes, der Hund wird nicht nur körperlich, sondern auch geistig
ausgelastet und Nasenarbeit fördert die Lernbereitschaft, ohne Stress zu
fördern. -) Betrachten sie es nicht zu ernst, denn Druck und Spannung sind kontraproduktiv! -) Die gewählte Disziplin sollte sowohl zum eigenen Lebensstil passen, als auch zum Hund. Sind Mensch und Hund allwettertauglich (oder wählt man lieber eine Disziplin, die man auch im Haus üben kann) und verfügen beide über eine entsprechende Kondition? Bestehen gesundheitliche Probleme? -) Der Hund muss nicht unbedingt (korrekt) apportieren! -) Obwohl man mit dem Aufbau über Leckerchen in den Trittsiegeln ein exakteres Arbeiten fördert, kann man die Fährte ruhig über Schleppe aufbauen. Ziel ist schließlich die gemeinsame Beschäftigung und nicht die Exaktheit.
-) Nicht zu viel auf einmal machen –
eine Disziplin nach der anderen!!! Definitiv: NEIN!!! -) Denn riechen und Gerüche verfolgen kann der Hund ja sowieso. In gezielter Nasenarbeit kann der Hund seine Instinkte unter kontrollierten Bedingungen ausleben und lernt, dass er nur dann zum Erfolg (Sekundärmotivation) kommt, wenn er zuvor das entsprechende Kommando bekommen hat (Anm.: obwohl natürlich anzuzweifeln ist, dass es den Hund vom Jagen abhält, nur weil er dazu kein Kommando erhalten hat – denn Jagen fällt unter selbst belohnendes Verhalten!). Dadurch wird „Instinktverhalten“ in gewünschte Bahnen gelenkt, denn Instinkte kann man natürlich nicht wegtrainieren! -) Viele Disziplinen der Nasenarbeit haben mit Wild ja gar nichts zu tun. Selbst bei der Fährtenarbeit wird ja nicht nach Wild oder Schweiß gesucht (außer bei jagdlich geführten Hunden), sondern man trainiert den Hund ja sogar gezielt darauf, Wildfährten zu ignorieren. -) Nasenarbeit verbessert die Bindung und das Vertrauen und das sind die allerbesten Voraussetzungen für guten Grundgehorsam (vgl. kommunikatives Spazierengehen).
-) Der Hund wird körperlich und
geistig ausgelastet, wodurch der Hund weniger dazu tendieren wird, sich selbst
eine Beschäftigung zu suchen.
- Beim Aufbau der Übungen auf
besonders reizarme Umgebung achten – also z.B. Garten, Acker statt
Wiese oder Wald, Motivationsniveau kontrollieren. Die Probleme, die man mit verhaltensauffälligen Hunden im Allgemeinen hat, sind eine hohe Stressbelastung sowie mangelnde Bewegung und Ausgleichsmöglichkeiten (wo und wann kann man mit einem „Problemhund“ spazieren gehen?). Resultat ist dann häufig eine geringe Lernbereitschaft, wodurch auch Trainingsprogramme alleine schlechte Chancen haben.
Was tun?
Man sollte in jedem Fall ein spezielles Trainingsprogramm
durchführen, das sich an den Ursachen des Problems orientiert und
nicht nur an den Symptomen (Anm.: Hundesportvereine sind häufig nicht die
richtigen Anlaufstellen, denn echte Probleme lassen sich nicht dadurch lösen,
dass man auf immer dem selben eingezäunten Platz mit dem Hund auf und ab rennt
und Prüfungsprogramme übt!!!). Zusätzlich muss eine Stressreduktion
erfolgen, indem man dem Hund einen möglichst kontrollierten Tagesablauf
ermöglicht und ihm Kopfarbeit statt Muskelpower als Beschäftigung
anbietet! Stress und Emotionen machen effektives Lernen schwer, da das limbische System direkt mit der Großhirnrinde wechselwirkt. Stressvermeidung und Kopfarbeit erhöhen die Lernleistung. Das Training sollte immer so geplant und organisiert werden, dass der Hund zum Erfolg kommt. Eine positive Grundstimmung erleichtert das Training und Nasenarbeit fördert die Bindung des Hundes an seinen Hundeführer und das Vertrauen des Hundes.
Negative Erlebnisse sollten sowohl im
Alltag, als auch im Training vermieden werden. Dabei ist das Unterdrücken von
Symptomen zu wenig. Die Lösung des eigentlichen Problems muss im Vordergrund
stehen. Bevor es losgeht, überlegt man sich, welche Aufgabe zur Bewältigung des Problems unterstützend eingesetzt werden kann. Man sollte also z.B. mit hektischen Hunden eher keine Frei-Verlorensuche machen. Außerdem braucht man ein Gelände, wo man mit dem Problemhund gefahrlos üben kann.
Die Übung muss v.a. auch dem
Stressniveau angepasst sein. Besondere Vorsicht ist geboten, weil gestresste
Hunde eine niedrige Frustrationstoleranz haben, über geringes
Konzentrationsvermögen verfügen und ihr Bewegungsdrang meist
überdurchschnittlich ist. Zusätzliche Frustration vermeidet man z.B. indem man
Futter statt Spielzeug verwendet. Beim Aufbau der Übungen achtet man hier ganz
besonders auf reizarme Umgebung. Auch das Motivationsniveau muss kontrolliert
werden, da zu hohe Motivation das Stressniveau steigert. Ideal für Problemhunde
sind kurze Übungseinheiten, die von Pausen zur Stressreduktion unterbrochen
werden. |